Dienstag, 28. Juni 2011

Tiefflieger und Bruce Lee


Britt Reid (Seth Rogen; Ananas Express, Superbad) ist ein Taugenichts, ein verwöhntes Einzelkind, das nur in den Tag hinein lebt und das Geld des Vaters (Tom Wilkinson; RockNRolla, Michael Clayton) verprasst. Partys, Weiber, Saufen und Autos, mehr interessiert ihn nicht. Mit seinem Leben weiß er davon abgesehen nichts anzufangen. Seinem Vater, einem Zeitungsverleger, geht das mächtig auf den Zeiger. Allerdings nicht lange, denn er stirbt überraschend an einem Bienenstich (das Insekt, nicht der Kuchen!) und hinterlässt Britt die familieneigene Zeitung.

Mit seinem Erbe weiß Britt zunächst nichts anzufangen. Doch dann lernt er Kato (Jay Chou; True Legend) kennen. Der chinesische Einwanderer ist ein Hans-Dampf-in-allen-Gassen. Egal ob Maschinenbau, Elektrik, Chemie, Kung-Fu oder Fahrkünste, Kato meistert alle Situationen und zeigt sogar Bonds Q wo der Frosch die Locken hat. Zusammen beschließen die beiden endlich etwas aus ihren – oder besser gesagt - Katos Fähigkeiten zu machen, denn Britt ist lediglich ein Vollversager mit Poserattitüden.
 
Der Plan: sie sorgen für Gerechtigkeit, indem sie ein paar „kleinere“ Gesetze brechen und vorgeben, sie gehörten zu den Bösen. Was auf den ersten Blick total Banane klingt, ist gar nicht mal so dumm gedacht. Denn wie will man herausfinden, wer und wo die bösen Bosse sind, wenn man selber keinen Namen auf der Straße hat? So mischen sie Drogenhändler, Cracklabore und diverse kleine Wichte auf, bis jeder die „Grüne Hornisse“ fürchtet.
Mit Britts Zeitung verpassen die beiden ihrer Deckidentität „Green Hornet und sein Sidekick“ zusätzlich die passende PR. Doch das bringt Unterweltboss Chudnofsky (Christoph Waltz; Inglorious Basterds, Wasser für die Elefanten) auf den Plan. Und mit dem ist nicht zu spaßen. Dass da draußen zwei Witzfiguren in seinem Revier wildern ist schon schlimm genug, aber dass sie auch noch gruseliger sein sollen als er selber, zehrt an Chudnofskys Eitelkeit. Na wenn das mal nicht nach blutiger Rache schreit…
Während ich mich für Michel Gondrys letzten Film „Abgedreht“ richtig begeistern konnte, fällt mir ein eindeutiges Urteil diesmal deutlich schwerer. „The Green Hornet“ krankt nämlich an ein paar Ärgernissen. Das vornehmlichste Problem des Films ist Seth Rogen. Mal abgesehen von dem eher rudimentär vorhandenen Schauspieltalent, gibt er knapp zwei Stunden lang die verwöhnte und dauergeile Snobbistenprimadonna. Und das zehrt deutlich an den Nerven. Leider kann er erst im letzen Fünftel des Plots seiner Figur ein paar symphatische Handlungen und Charakterzüge abringen. Dadurch macht er es dem Zuschauer sehr schwer mit ihm zufühlen und mitzufiebern. Die meiste Zeit dachte ich jedenfalls: haut dem Arsch doch endlich mal die Fresse aus der Schnauze!
Leider bleibt auch Kato relativ blass. Chous Darstellung ist zwar deutlich sympathischer, aber es fällt schwer den beiden die Freundschaft abzunehmen. Weder durch Schauspiel, noch durch den Handlungsverlauf wird dies glaubhaft rüber gebracht. Schade, denn hiermit steht und fällt ein Buddy Film. Allerdings muss ich hinzufügen, dass die Synchro noch einiges dazu beiträgt. Im Original nervt Seths Stimme nicht mehr und Chou klingt kräftiger und nicht so piepsig (jaja, ich bin der Übersetzungs-Troll). In voller Action ist in der deutschen Version zudem die Abmischung von Effekten, Musik und Dialog ziemlich missraten. Das erinnert mich an „the Losers“, den man auch nur im O-Ton schauen sollte. Ich hoffe das macht keine Schule.
Zusätzlich weist die Story Lücken auf. Eine konsistente Erzählung habe ich bis zum Schluss vermisst. Wahrscheinlich hätte man Seth Rogen nicht ans Drehbuch lassen dürfen.
Allerdings, wer sich die geschnittenen Szenen auf der BD anschaut, merkt, dass das Erlebnis ursprünglich etwas runder war. Weiß der Geier, warum wieder einmal Szenenverbindende Filmminuten im Schneideraum ihr Leben lassen mussten.
Genug gemeckert, denn es gibt auch Positives zu vermelden. Christoph Waltz gibt wieder einmal einen angenehm kauzigen, durchgeknallten Bösewicht, der garantiert nicht von der Stange ist. Davon hätte „Green Hornet“ noch mehr gebrauchen können. Mehr skurrile Figuren und vor allem: mehr Waltz. Die Effekte, die Actioneinlagen und das Design wissen ebenfalls zu überzeugen.
Im Grunde seines Herzens ist die Radiohörspiel/ Fernsehserien/ Comicverwurstung „The Green Hornet“ Pulp und Trash pur. Leider spielt Gondry zu wenig mit Genrekonventionen, der Film nimmt sich eine Spur zu ernst. Dennoch bietet „The Green Hornet“ genug kurzweilige Unterhaltung für einen launigen Abend mit Kumpels, Bier und BluRay.
Vielleicht kommt ja eine Fortsetzung, die mit den Macken des Erstlings aufräumt. Potential hat „The Green Hornet” allemal.